Kaum ein Staat hat so viel
internationalen Einfluss wie die USA. Anhand der Abschiedsbotschaft
Washingtons von 1796, des Jahresberichts Monroes von 1823, sowie des
Jahresberichts Roosevelts aus dem Jahr 1902 soll die Entwicklung der
Außenpolitik der USA untersucht werden.
In den frühen Jahren der USA wurde
beabsichtigt möglichst wenig politischen Kontakt zu Handelspartnern
zu pflegen. Die Vermeidung langfristiger Bündnisse mit europäischen
Staaten sollte strenge Neutralität wahren, um eine Gefährdung des
Friedens und der Prosperität Amerikas durch Rivalitäten in Europa
auszuschließen. Lediglich in außergewöhnlichen Notsituationen
sollten kurzfristige Verträge geschlossen werden, wenn die eigene
militärische Überlegenheit und Selbstverteidigung gesichert war.
Nur 20 Jahre nach der
Unabhängigkeitserklärung 1776 wird auch in Washingtons
Abschiedsbotschaft deutlich, dass die Abgrenzung von den ehemaligen
Kolonialmächten Europas Priorität vor internationalem Einfluss
hatte. Stattdessen wollte man sich auf den Aufbau des eigenen,
souveränen Staates konzentrieren und dabei kein Risiko eingehen.
Dieser noch recht pragmatische
Isolationismus Washingtons wurde auch in der sogenannten
„Monroe-Doktrin“, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts
bestimmend war, fortgesetzt, jedoch nun mit größerem
Selbstbewusstsein. Noch immer die strikte Trennung von Europa und den
Amerika betonend spricht Monroe 1923 von der Verteidigung der
demokratischen Ordnung. Somit wird ein Angriff auf einen anerkannt
unabhängigen Staat auch als Agression gegenüber den USA gewertet,
was demnach eine Intervention zur Folge haben muss. Konkret bedeutete
dies den Schutz ehemaliger Kolonien in der Karibik und Mittelamerika
durch die Errichtung von Protektoraten. Die „Monroe-Doktrin“ kann
in dem Ausruf „Amerika den Amerikanern“ prägnant zusammengefasst
werden. Dies schloss jedoch konsequenterweise auch ein, dass die USA
ihrerseits sich aus europäischen Angelegenheiten heraushielten, wie
es von den Europäern erwartet wurde, keinen Einfluss auf die USA zu
nehmen.
Erst am Ende des 19. Jahrhunderts wurde
die Isolation als politischen Grundsatz aufgegeben. Der beispiellose
wirtschaftliche Aufschwung bestärkte das amerikanische
Selbstbewusstsein und ließ die „Manifest-Destiny“, die
Überzeugung das amerikanische Volk sei dazu auserwählt Zivilisation
und Freiheit zu verbreiten, mit der schon der nordamerikanische
Kontinent erobert wurde, zu Imperialismus umschlagen. Stabilität,
Frieden und Gedeihen sollte nun auch in den benachbarten Nationen
sichergestellt werden. Chronische Rechtsverletzung, Unfähigkeit oder
Unwilligkeit Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten zog damit eine
Intervention nach sich. Kommen Staaten ihren Verpflichtungen – auch
wirtschaftlichen – nach, können sie mit der Unterstützung der USA
rechnen selbst gegenüber den Europäern. So hatte – und hat –
die USA das Selbstbild einer internationalen Polizeimacht. Theodore Roosevelt in
seinem Jahresbericht 1902:
„Es ist ein Gemeinplatz zu sagen, dass jede Nation, ob Amerika oder anderswo, der an der Erhaltung ihrer Freiheit und Unabhängigkeit gelegen ist, letzten Endes einsehen muss, dass das Recht auf Unabhängigkeit nicht zu trennen ist von ihrem verantwortlichen Gebrauch.“
Die USA konkurrieren nun mit anderen
Industriestaaten um Kolonien und erlangten die Kontrolle über einige
pazifische Inseln zum Beispiel das strategisch wichtige Hawaii. Vor
militärischen Aktionen schrecken sie dabei keineswegs zurück: In
einem langen und blutigen Krieg werden die Philippinen kolonialisiert
und Kuba gegen die Spanier verteidigt. Sie intervenierten mehrfach in
Mexiko und der Karibik.
Auf diese Weise wurde aus der
ehemaligen Kolonie selbst eine imperialistische Weltmacht mit eigenen
Kolonien, die sich bis heute dazu bestimmt fühlt ihre vermeintlich
„richtigen“ Lebensweise in die Welt zu tragen. Die Beziehungen zu
den europäischen Nationen und Brüssel verlieren für die USA –
abgesehen von der NATO – seit Ende der Sowjet-Union jedoch
zunehmend an Bedeutung; und die aufstrebenden Staaten China, Indien,
Russland und Brasilien werden in dieser heutigen multipolaren Welt auf Kosten Europas immer wichtiger.
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