Montag, 29. Oktober 2012

Die Außenpolitik der USA bis 1900 unter besonderer Berücksichtigung von Europa

Kaum ein Staat hat so viel internationalen Einfluss wie die USA. Anhand der Abschiedsbotschaft Washingtons von 1796, des Jahresberichts Monroes von 1823, sowie des Jahresberichts Roosevelts aus dem Jahr 1902 soll die Entwicklung der Außenpolitik der USA untersucht werden.

In den frühen Jahren der USA wurde beabsichtigt möglichst wenig politischen Kontakt zu Handelspartnern zu pflegen. Die Vermeidung langfristiger Bündnisse mit europäischen Staaten sollte strenge Neutralität wahren, um eine Gefährdung des Friedens und der Prosperität Amerikas durch Rivalitäten in Europa auszuschließen. Lediglich in außergewöhnlichen Notsituationen sollten kurzfristige Verträge geschlossen werden, wenn die eigene militärische Überlegenheit und Selbstverteidigung gesichert war.
Nur 20 Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung 1776 wird auch in Washingtons Abschiedsbotschaft deutlich, dass die Abgrenzung von den ehemaligen Kolonialmächten Europas Priorität vor internationalem Einfluss hatte. Stattdessen wollte man sich auf den Aufbau des eigenen, souveränen Staates konzentrieren und dabei kein Risiko eingehen.
Dieser noch recht pragmatische Isolationismus Washingtons wurde auch in der sogenannten „Monroe-Doktrin“, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bestimmend war, fortgesetzt, jedoch nun mit größerem Selbstbewusstsein. Noch immer die strikte Trennung von Europa und den Amerika betonend spricht Monroe 1923 von der Verteidigung der demokratischen Ordnung. Somit wird ein Angriff auf einen anerkannt unabhängigen Staat auch als Agression gegenüber den USA gewertet, was demnach eine Intervention zur Folge haben muss. Konkret bedeutete dies den Schutz ehemaliger Kolonien in der Karibik und Mittelamerika durch die Errichtung von Protektoraten. Die „Monroe-Doktrin“ kann in dem Ausruf „Amerika den Amerikanern“ prägnant zusammengefasst werden. Dies schloss jedoch konsequenterweise auch ein, dass die USA ihrerseits sich aus europäischen Angelegenheiten heraushielten, wie es von den Europäern erwartet wurde, keinen Einfluss auf die USA zu nehmen.
Erst am Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Isolation als politischen Grundsatz aufgegeben. Der beispiellose wirtschaftliche Aufschwung bestärkte das amerikanische Selbstbewusstsein und ließ die „Manifest-Destiny“, die Überzeugung das amerikanische Volk sei dazu auserwählt Zivilisation und Freiheit zu verbreiten, mit der schon der nordamerikanische Kontinent erobert wurde, zu Imperialismus umschlagen. Stabilität, Frieden und Gedeihen sollte nun auch in den benachbarten Nationen sichergestellt werden. Chronische Rechtsverletzung, Unfähigkeit oder Unwilligkeit Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten zog damit eine Intervention nach sich. Kommen Staaten ihren Verpflichtungen – auch wirtschaftlichen – nach, können sie mit der Unterstützung der USA rechnen selbst gegenüber den Europäern. So hatte – und hat – die USA das Selbstbild einer internationalen Polizeimacht. Theodore Roosevelt in seinem Jahresbericht 1902:
„Es ist ein Gemeinplatz zu sagen, dass jede Nation, ob Amerika oder anderswo, der an der Erhaltung ihrer Freiheit und Unabhängigkeit gelegen ist, letzten Endes einsehen muss, dass das Recht auf Unabhängigkeit nicht zu trennen ist von ihrem verantwortlichen Gebrauch.“
Die USA konkurrieren nun mit anderen Industriestaaten um Kolonien und erlangten die Kontrolle über einige pazifische Inseln zum Beispiel das strategisch wichtige Hawaii. Vor militärischen Aktionen schrecken sie dabei keineswegs zurück: In einem langen und blutigen Krieg werden die Philippinen kolonialisiert und Kuba gegen die Spanier verteidigt. Sie intervenierten mehrfach in Mexiko und der Karibik.

Auf diese Weise wurde aus der ehemaligen Kolonie selbst eine imperialistische Weltmacht mit eigenen Kolonien, die sich bis heute dazu bestimmt fühlt ihre vermeintlich „richtigen“ Lebensweise in die Welt zu tragen. Die Beziehungen zu den europäischen Nationen und Brüssel verlieren für die USA – abgesehen von der NATO – seit Ende der Sowjet-Union jedoch zunehmend an Bedeutung; und die aufstrebenden Staaten China, Indien, Russland und Brasilien werden in dieser heutigen multipolaren Welt auf Kosten Europas immer wichtiger.

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